Das Interesse an der Betriebsbesichtigung der Textilveredlung Drechsel in Selb war enorm. Geladen hatten AGI Hochfranken plus e.V. in Zusammenarbeit mit winFORS. Die Geschäftsführer, Herr Dr. Ernst Drechsel und Herr Bernd Drechsel begrüßten die beiden Organisationen. Eindrucksvoll erläuterte Bernd Drechsel die Entwicklung des Familienbetriebs.
Die Textilveredlung Drechsel wurde 1950 durch Friedrich Drechsel und Emil Geipel gegründet. Als reiner Dienstleister beschäftigt Drechsel heute 150 Personen und erzielt einen Umsatz von rund 13 Mio. €. Täglich werden ca. 13 Tonnen textile Flächen bearbeitet. Unvorstellbar, dass es bei einzelnen Stoffen bis zu 20 und mehr Arbeitsschritten gibt. Stoffe für Sonnenschutz, Haus- und Heimtextilien, Gewebe und Vliesstoffe für technische Anwendungen, Abstandsgewirke für Automobil und Medizin, Injektdruck Beschichtung für Werbeträger und vieles mehr werden bearbeitet. Bodenbeläge für Airlines, Strahlenschutzkleidung für Operationsräume und auch Rahmen für Luftfilter gehören zu den aktuellen Projekten. Die Kunden liegen größtenteils in Oberfranken sowie im restlichen Deutschland und Europa.
Aufgrund vielfältiger Kundenwünsche waren Investitionen in ein Rohwarenlager, größere Spannrahmen und in Labor und Entwicklung nötig. Auch gestiegene Qualitätsanforderungen machten Zertifizierungen für Qualität (DIN EN ISO 9001:2008), Umwelt (DIN EN ISO 14001:2004) und Energie nach (DIN EN ISO 50001:2011) unumgänglich.
Herr Bernd Drechsel erläuterte die extrem schwierige Situation für die Textilveredlung durch die gestiegene EEG-Umlage, die jetzt bereits 36 % des Strompreises ausmache. Eine Klage gegen die EEG-Umlage wurde trotz massiver Anstrengungen in letzter Instanz beim Bundesverfassungsgericht nicht zugelassen. Letztendlich wurden auch hier Neuinvestitionen zur Energieeffizienz notwendig. Heute bezieht Drechsel seinen Strom aus 100 % Wasserkraft und hat außerdem eine Photovoltaikanlage errichtet.
Eine weitere Schwierigkeit werde derzeit auch bei den Arbeitskräften gesehen. Hier sei der Markt wie leergefegt. Großen Wert wird auf die Ausbildung gelegt, die derzeit sechs Ausbildungsberufe umfasst. Hier würden auch Weiterbildungen finanziell unterstützt.
Nach einer ausführlichen Betriebsbesichtigung konnten sich die Gäste stärken. Herr Sahrhage (Vorstandsvorsitzender winFORS) und Herr Regnet (Vorstand AGI Hochfranken plus e.V.) bedankten sich für die Möglichkeit der Besichtigung mit einem Geschenk. Im Nachgang wurde noch angeregt diskutiert und neue Kontakte geknüpft.