Auf Einladung des Vorstandes der AGI Hochfranken plus (Arbeitsgemeinschaft der Industrie) hielt der Präsident der Hauptverwaltung in Bayern der Deutschen Bundesbank, Franz Josef Benedikt, am 23. Juni 2021 einen Vortrag vor Unternehmern der Region Hochfranken.
„Wie geht es weiter nach der Pandemie?“, „Welche Herausforderungen kommen auf die Wirtschaft zu?“ und „Was sind die aktuellen geldpolitischen Herausforderungen für das Eurosystem?“, waren die zentralen Themen des Gesprächs.
Deutsche Wirtschaft setzt Erholungsprozess fort
Optimistisch zeigte sich Benedikt bei der weiteren Entwicklung der deutschen Volkswirtschaft: Sofern die Schutzmaßnahmen weiter zügig zurückgefahren werden, könnte die deutsche Wirtschaft sich rasch erholen und ihr Vorkrisenniveau bereits im Sommer dieses Jahres wieder erreichen, so der bayerische Hauptverwaltungspräsident. Im laufenden Jahr könnte die deutsche Wirtschaft um annähernd 4 % zulegen und im Jahr 2022 um gut 5 %.
Benedikt führte aus, dass die privaten Haushalte aufgrund der bisherigen pandemiebedingten Einschränkungen zusätzlich gespart haben: nach Bundesbank-Schätzungen in einer Größenordnung in diesem und im vergangenen Jahr von insgesamt ca. 200 Mrd. €. Einer Befragung der Bundesbank zufolge möchte die ganz überwiegende Mehrheit der Konsumenten diese oft unfreiwillig gebildeten Ersparnisse zumindest teilweise für Käufe von Dienstleistungen oder Waren ausgeben.
Inflationsrate in Deutschland nur vorübergehend erhöht
Benedikt rechnet in Deutschland nicht mit einer dauerhaft erhöhten Teuerungsrate – trotz des jüngsten Ansteigs der Inflation auf über 2 %. Für eine nachhaltige erhöhte Inflationsrate seien Zweitrundeneffekte entscheidend – in Form eines deutlich kräftigeren Lohnwachstums oder spürbar gestiegener Inflationserwartungen. Dies zeichne sich laut Benedikt derzeit jedoch nicht ab. Für die Preisentwicklung im Euroraum sehen die Expertinnen und Experten des Eurosystems ein ähnliches Muster: Laut Prognosen des Eurosystems könnte die Inflationsrate in den nächsten Monaten über 2 % steigen, ehe sie sich 2022 im Durchschnitt auf 1,5 % und 2023 auf 1,4 % ermäßigt. Wenig Hoffnung machte HV-Präsident Benedikt den Sparerinnen und Sparern. So seien Leitzinsanhebungen angesichts dieser gedämpften Inflationsaussichten so schnell nicht zu erwarten.
Benedikt betonte, dass das im Zusammenhang mit der Coronavirus-Krise aufgelegte Anleihekaufprogramm PEPP (Pandemic Emergency Purchase Programme) i.H.v. von 1,85 Billionen Euro ein Programm für eine Ausnahmesituation darstelle. Die Deutsche Bundesbank mit ihrem Präsidenten Dr. Jens Weidmann werde sich dafür einsetzen, die für die Pandemie geschaffenen geldpolitischen Programme einzustellen, sobald die Krise überwunden ist.
Der Vorsitzende der AGI Hochfranken plus, Thomas Regnet, sowie Sparkassenvorstand Michael Maurer, der die Diskussion moderierte, bedankten sich bei Hauptverwaltungspräsident Benedikt für die informativen Ausführungen aus erster Hand und für die offene Diskussion.